Fish & Fakes in Chinatown – Espresso und Cannoli in Little Italy

Begleiten Sie unsere Korrespondentin und New York Stadtführerin Karin Bratone auf einem Spaziergang von Chinatown nach Little Italy.

Die beliebteste amerikanische Endstation Tausender Immigranten aus dem asiatischen Raum ist, mit seinen verwinkelten und schrägen kleinen Gassen, New York’s Chinatown. Über 150.000 Chinesen, Vietnamesen, Thailander, Burmesen, Philippinen und andere Asiaten haben sich dort in den schäbigen Häusern (tenement houses) niedergelassen - die Dunkelziffer ist aber bedeutend höher. Nirgendwo kann ein illegaler Immigrant so gut „verloren gehen“ und spurlos in der Masse verschwinden wie in diesem Viertel, wo Mandarin die erste, zweite und dritte Sprache ist und man Englisch nur von den Touristen hört. Es ist die größte Ansiedlung von Chinesen außerhalb von China und stellt San Francisco’s Chinatown in den Schatten.

Hier ist für viele Immigranten die erste Station auf der Suche nach dem American Dream. Dieser Traum bewegt noch immer Millionen armer, unterdrückter und bedrängter Menschen aus aller Welt die ärgsten Gefahren auf beschwerlichen Reisen auf sich zu nehmen, um eine kleine Chance zu bekommen diesen Traum auch für sich und die eigene Familie zu realisieren.

Die ersten Chinesen wurden um 1848, als Kalifornien im Goldrausch taumelte, als billige Muskelkraft für den Bau der Central Pacific Railroad ins Land geholt. Ausschließlich Männer waren zugelassen, Frauen und Kindern war die Einreise verboten. Es entstand eine reine Männergesellschaft sowohl in Kalifornien als auch dann später in New York. Geschäftstüchtige käufliche Schönheiten kümmerten sich um die körperlichen Bedürfnisse der frauenlosen Männer und eigentlich wollten die meisten Männer nach ein paar Jahren wieder nach China zurückkehren, um sich mit dem ersparten Geld ein eigenes Haus zu bauen und eine Familie zu gründen.

Als nach einiger Zeit der Goldrausch verebbte und die Bahngleise verlegt waren, verlief die Geschichte jedoch anders. Die Chinesen hatten sich an die vergleichsweisen guten Löhne gewöhnt und wollten nicht in die erdrückende bäuerliche Armut des heimischen Chinas zurückkehren. Sie zogen weiter in die größeren Städte der Ostküste und fanden Jobs in der Textilindustrie, in Zigarrenmanufakturen und anderen Industriezweigen. Die Fabrikbesitzer schätzten die fleißigen, starken und rechtlosen Arbeitskräfte, die sich nie über ihre Arbeitsbedingungen beklagten und mit dem Billiglohn zufrieden waren. Ziemlich bald kam es zu Auseinandersetzungen mit den einheimischen amerikanischen Arbeitern, die um ihre eigenen Jobs fürchteten und deren Existenz durch die zahlreichen Billigarbeitskräfte bedroht war. Eigentlich eine ganz ähnliche Situation, wie wir sie auch heute in 2010 vorfinden und es heiße Debatten um die Integration der - inzwischen vorwiegend mexikanischen - illegalen Immigranten gibt, die für Hungerlöhne, way below minimum wage, arbeiten und daher das Lohnniveau stark beeinträchtigen.

1880 gab es in der Five Point Slum Gegend von Manhatten ca. 1000 Chinesen. Die heutige Bevölkerung verfügt über fünf chinesischsprachige Tageszeitungen, chinesische Bankfilialen, eigene Schulen mit Chinesisch als Pflichtfach, damit es ein florierendes, von den chinesischen Vereinigungen streng geregeltes Leben gibt.

Als Tourist erfreut man sich an der bunten Vielfalt der Bewohner dieses Viertels. Man bestaunt die zahlreichen vor den Geschäften aufgebarten mysteriösen, getrockneten Lebensmittel, wie die verschrumpelten und teuren Ginseng Wurzeln in mit Wasser gefüllten hohen Gläsern. Sogar die angeblich aphrodisierdende Wirkung von getrocknetem Tiger-Penis könnte man ausprobieren. Ein bizarrer Basar von hektischer Aktivität. Riesenfische mit trüben Augen und allerlei exotisches Getier. Man bedauert die träge im Plastikkübel schwimmenden Mini –Schildkröten, fotografiert den sich langsam bewegenden Haufen von blau-orangen Softshell crabs die wahrscheinlich noch am Abend in einem New Yorker Kochtopf landen. Man bestaunt, oder ekelt sich, vor den leblos und in plastischer Starre in den Fenstern hängenden glacierten, orangen Peking Enten, deren leblose Augen traurig ins Endlose starren.

Die Gerüche in Chinatown attakieren die Sinne. Nichts für schwache Gemüter oder Leute mit delikatem Magen. Man sollte nicht allzu hohe Ansprüche an Hygiene und Sauberkeit haben und von einem Blick in die Küche eines typischen Chinatown Restaurants würde ich abraten. Trotzdem kann man in diesem Viertel auch ausgezeichnet und preisgünstig essen und viele New Yorker sind eingeschworene Dim Sum Fans. Sie gehen jeden Sonntagmorgen in ihr Lieblingslokal und geniessen die delikaten, kleinen, mit verschiedenem Fleisch, Gemüse und Fischsorten gefüllten Teigbällchen. Zu den scallion pancakes (Pfannkuchen mit Schnittlauch gefüllt) oder zu den pork dumplings with seasoned pork and soup (Knödel gefüllt mit gewürzter Schweinefleischpastete und heisser Suppe, die beim ersten Biss aus den Knödeln rinnt) trinkt man am besten ein original chinesisches Tsing Tsao Bier oder einen heißen Tee. Eine Bisquitroulade aus der Taipan Bakery in der Canal Street ist ein preisgünstiges Vergnügen und ein passender Abschluss für eine kulinarische Entdeckungsreise mit der U-bahn. All you need is a Metrocard.

Chinatown ist auch eine ausgezeichnete Quelle für nette New York Mitbringsel, wie T-Shirts, Schlüsselanhänger und Postkarten. Man findet die gleichen Waren, wie sie in den Touristengeschäften am Times Square angeboten werden, nur um vieles billiger. Ach ja, handeln kann und soll man eigentlich überall und der erste Preis ist immer nur ein „ suggested estimate“. Um 20-30% weniger sollte man eigentlich alles bekommen.

Bei vielen Besuchern aus Europa ist die Canal Street ein Fixpunkt im Besuchsprogramm. Hier ist das Zentrum gefälschter Markenwaren, wie Uhren, Taschen, DVDs etc. „Hambags, Hambags, Louis Vuitton, Chanel“ tuscheln die Schlepper an jeder Ecke und nehmen vor allem Touristen aus Europa ins Visier. Wer Lust hat auf gefälschte Markenware, made in china, ist hier an der richtigen Adresse. Seitdem immer mehr Razzias auf gefälschte Markenwaren von der NYPD gemacht werden, ist man auf andere Verkaufsstrategien umgestiegen. Man sucht sich die entsprechenden Artikel von einer Fotoliste, die in den Geschäften ausliegt, aus und der Besitzer verschwindet dann in einem nahegelegenen Keller um Minuten später mit der gewünschten Ware, in einem großen schwarzen Müllsack, zurückzukommen. Das Geschäft wird dann auf der Straße, vorzugsweise in einer abgelegenen Seitenstraße, abgewickelt.

In Hunderten offenen Straßenständen wird dieselbe gefälschte Designerware angeboten und wer glaubt um 40$ eine echte Louis Vuiton- Chanel oder Prada Tasche gekauft zu haben, hat seinen gesunden Menschenverstand ohnehin bei der Einreise in JFK abgegeben.

In diesem Viertel erlebt man live den oft zitierten amerikanischen melting pot (Schmelztopf) der Rassen. Ein paar Schritte weiter wird aus der Enten- und der scharfen Hoisin-Sauce eine edle, dunkelrote Pasta-Sauce und Pizza und Spaghetti dominieren die Speisekarten in Little Italy. Little, indeed, denn die wenigen Straßen zwischen der Mott Street und der Mulberry Street sind alles, was von der Präsenz von Millionen italienischer Einwanderer übrig geblieben ist, die sich vor 100 Jahren in diesem Viertel drängten. Diese Einwohner und ihre Nachfahren sind schon vor vielen Jahren in bessere Gegenden umgezogen oder in andere Stadtviertel abgewandert. Wer sich es leisten konnte, verließ New York und zog in die grünen Vororte in New Jersey oder Westchester.

Wo vor Jahren Don Corleone und seinesgleichen die „Schutzherrn“ des Viertels waren und law and order in den eigenen Händen hielten, herrscht heute ein buntes Treiben von Touristen aus aller Welt. Alle erliegen dem etwas verblichenen Charme von Little Italy und bis spät in den Herbst gibt es dort dining al fresco.

Die Tricolore und Stars & Stripes wehen friedlich nebeneinander von den Geschäftsmarquisen. Nach Pasta und Vino geht man zu Ferrara’s Bakery auf der Grand Street und beschließt das Mittagessen mit einem starken Espresso und frisch gefüllten Cannoli.

Ein Gentlemans Agreement sorgt dafür, dass die Chinesen nicht auch noch diese wenigen italienischen Straßenzüge übernehmen und für ihre Zwecke aufkaufen und bevölkern können. Man hat festgestellt, dass New York-Besucher den Charme der pittoresken und preisgünstigen italienischen Restaurants in Little Italy zu schätzen wissen. Exzellente Geschäftsleute wie die Chinesen wissen, dass dies schließlich auch den eigenen Geschäften zugutekommt, da sie vom zusätzlichen Fußverkehr in der Gegend profitieren.

Restaurantempfehlungen

Café Gitanne

242 Mott Street ( Ecke Prince Street)
Franzoesisch Mediterrane Kueche)

Grand Sichuan

125 Canal Street ( Bowery)
Authentische Kueche aus Sechuan.
Vorsicht,  sehr scharf

Great  New York Noodletown

28 Bowery ( at Bayard)
20 verschiedene Suppen, Fischspezialitaeten und leckere Enten.

Joe’s Shanghai

9 Pell Street ( at Mott Street)
Ein beliebtes Restaurant fuer Touristen und Einehimische. Klein und sauber mit  freundlicher Bedienung an einer belebten Ecke in Chinatown.

Must do's & See's

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