Chinatown ist auch eine ausgezeichnete Quelle für nette New York Mitbringsel, wie T-Shirts, Schlüsselanhänger und Postkarten. Man findet die gleichen Waren, wie sie in den Touristengeschäften am Times Square angeboten werden, nur um vieles billiger. Ach ja, handeln kann und soll man eigentlich überall und der erste Preis ist immer nur ein „ suggested estimate“. Um 20-30% weniger sollte man eigentlich alles bekommen.
Bei vielen Besuchern aus Europa ist die Canal Street ein Fixpunkt im Besuchsprogramm. Hier ist das Zentrum gefälschter Markenwaren, wie Uhren, Taschen, DVDs etc. „Hambags, Hambags, Louis Vuitton, Chanel“ tuscheln die Schlepper an jeder Ecke und nehmen vor allem Touristen aus Europa ins Visier. Wer Lust hat auf gefälschte Markenware, made in china, ist hier an der richtigen Adresse. Seitdem immer mehr Razzias auf gefälschte Markenwaren von der NYPD gemacht werden, ist man auf andere Verkaufsstrategien umgestiegen. Man sucht sich die entsprechenden Artikel von einer Fotoliste, die in den Geschäften ausliegt, aus und der Besitzer verschwindet dann in einem nahegelegenen Keller um Minuten später mit der gewünschten Ware, in einem großen schwarzen Müllsack, zurückzukommen. Das Geschäft wird dann auf der Straße, vorzugsweise in einer abgelegenen Seitenstraße, abgewickelt.
In Hunderten offenen Straßenständen wird dieselbe gefälschte Designerware angeboten und wer glaubt um 40$ eine echte Louis Vuiton- Chanel oder Prada Tasche gekauft zu haben, hat seinen gesunden Menschenverstand ohnehin bei der Einreise in JFK abgegeben.
In diesem Viertel erlebt man live den oft zitierten amerikanischen melting pot (Schmelztopf) der Rassen. Ein paar Schritte weiter wird aus der Enten- und der scharfen Hoisin-Sauce eine edle, dunkelrote Pasta-Sauce und Pizza und Spaghetti dominieren die Speisekarten in Little Italy. Little, indeed, denn die wenigen Straßen zwischen der Mott Street und der Mulberry Street sind alles, was von der Präsenz von Millionen italienischer Einwanderer übrig geblieben ist, die sich vor 100 Jahren in diesem Viertel drängten. Diese Einwohner und ihre Nachfahren sind schon vor vielen Jahren in bessere Gegenden umgezogen oder in andere Stadtviertel abgewandert. Wer sich es leisten konnte, verließ New York und zog in die grünen Vororte in New Jersey oder Westchester.
Wo vor Jahren Don Corleone und seinesgleichen die „Schutzherrn“ des Viertels waren und law and order in den eigenen Händen hielten, herrscht heute ein buntes Treiben von Touristen aus aller Welt. Alle erliegen dem etwas verblichenen Charme von Little Italy und bis spät in den Herbst gibt es dort dining al fresco.
Die Tricolore und Stars & Stripes wehen friedlich nebeneinander von den Geschäftsmarquisen. Nach Pasta und Vino geht man zu Ferrara’s Bakery auf der Grand Street und beschließt das Mittagessen mit einem starken Espresso und frisch gefüllten Cannoli.
Ein Gentlemans Agreement sorgt dafür, dass die Chinesen nicht auch noch diese wenigen italienischen Straßenzüge übernehmen und für ihre Zwecke aufkaufen und bevölkern können. Man hat festgestellt, dass New York-Besucher den Charme der pittoresken und preisgünstigen italienischen Restaurants in Little Italy zu schätzen wissen. Exzellente Geschäftsleute wie die Chinesen wissen, dass dies schließlich auch den eigenen Geschäften zugutekommt, da sie vom zusätzlichen Fußverkehr in der Gegend profitieren.